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Regensburg beginnt in Kumpfmühl

Kumpfmühl in den 50ern

Zwei Ausstellungen (2009 und 2017) unter dem Motto „Regensburg beginnt in Kumpfmühl“ gaben einen informativen Einblick in die Vergangenheit des ältesten Stadtteils der Welterbestadt.

1989 wurde „Am Kumpfmühler Kastell“ einer der bekanntesten römischen Funde Regensburgs geborgen der „Kumpfmühler Schatz“. Den Fund, der aus 638 Bronze-, Silber- und Goldmünzen und Schmuck besteht, kann man im Historischen Museum der Stadt Regensburg (bewundernhttps://www.museen-in-bayern.de/das-museumsportal/museen/museen//historisches-museum.html?L=0). Die Geschichte des Kumpfmühler Kastells geht auf das I. Jahrhundert n. Chr. zurück. Es ist damit älter als das berühmte Legionslager Castra Regina. Zudem wurden hier aber auch frühgeschichtliche Funde entdeckt – von der Steinzeit bis zur keltischen Epoche. Schon in der 2. Hälfte des 6. Jahrhundert v. Chr. existierte wohl westlich des Vitusbaches (s.u.) eine mehrere Hektar große Siedlung.

Das Kumpfmühler Kastell lag an der Nordgrenze des Römischen Reichs und war Teil des Donaulimes. Die in der Kohorte stationierten römischen Legionäre stammten aus verschiedenen, von den Römern eroberten Gebieten.  Zuerst wurde das Kastell aus Holz erbaut, danach bekam es Mauern aus Stein mit Wachtürmen. Außer Fußsoldaten und Reitern bewohnte auch Zivilbevölkerung das Kastell. Außerhalb des Lagers befand sich ein Lagerdorf (Vicus), wo die Familien der stationierten Soldaten aber auch Händler und Handwerker wohnten. Im 1. Jahrhundert gab es eine römische Villa, die sich nahe der heutigen Wolfgangskirche befand. Das Kumpfmühler Kastell wurde infolge der Markomannenkriege (160-180 n. Chr.) zerstört. Hundert Jahre später entstand weiter nördlich, im heutigen Stadtzentrum, das zweite Kastell – das berühmte Castra Regina.         

Woher kommt eigentlich der Ortsname „Kumpfmühl“? Bevor im 14. Jahrhundert der Name Chupfmül, Kumpfmühl auftauchte, hieß der heutige Stadtteil Genstal. Die Heimatforscher gehen davon aus, dass sich dieser Name auf die Gänsehaltung auf den Bauernhöfen bezieht oder auch von dem Flurnamen Genzo, dem damaligen Besitzer, stammt. Der Name Kumpfmühl ist einfach zu erklären: Seit ältester Zeit stand etwa 100 Meter südlich der Theresienkirche eine Mühle. Um die Kraft des fallenden Wassers besser zu nutzen, besaß das Mühlrad Schüsseln aus Holz, sogenannte Kumpfe. Die Mühle wurde deshalb „Kumpfmühle“ genannt. Das treibende Wasser stammte vom Vitusbach, der seine Quelle auf dem Klostergrund (Kloster Prüll) hatte. Die Kumpfmühle wurde im Dezember 1944 während der Bombardierung zerstört. Zwar ist das nicht belegt, aber es könnte gut sein, dass schon die Römer eine Mühle an dieser Stelle betrieben haben.

Kumpfmühl gehörte nicht zum Territorium der Reichsstadt, sondern war eine Hofmark des Klosters Prüll (s.u.). Nach der Eroberung der Stadt Regensburg durch die napoleonischen Truppen (1809) wurde Regensburg dem Königreich Bayern (1810) zugeschlagen. Kumpfmühl blieb eine selbständige Gemeinde. Zum Anschluss Kumpfmühls an die Stadt Regensburg kam es erst im Jahre 1818.   

Einen wichtigen Teil der Geschichte Kumpfmühls bildet die Entstehung und Entwicklung des Klosters Prüll. Die Gründung des Benediktinerklosters von Bischof Gebhard I. von Regensburg, dem Nachfolger des Heiligen Wolfgangs, und seinem Bruder Rapoto datiert man auf das Jahr 997. Dabei tauschte der Bischof Gebhard I. das an St. Emmeram geschenktes Land von Karl dem Großen, um vor den Toren der Stadt Regensburg den Bau des Klosters zu ermöglichen. Patrone wurden die Heiligen Vitus und Bartholomäus. Eine Wende in der Geschichte des Klosters Prüll brachte das 15. Jahrhundert. Herzog Albrecht IV. beschloss die Auflösung des benediktinischen Konvents wegen Misswirtschaft und Unregelmäßigkeiten. Im Jahre 1484 bot er den Nürnberger Kartäusern das Kloster Prüll zur Gründung einer Karthause an. Mit dem Einzug der Kartäuser kam es zu baulichen Veränderungen des benediktinischen Gebäudes. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) brachte stürmische Zeiten für das Kloster. Infolge der Eroberung der Stadt Regensburg im Jahre 1633 durch die Schweden, mussten die Mönche das Kloster verlassen. Sie kehrten erst nach Beendigung der Kämpfe zurück. Anfang des 19. Jahrhundert (1803) folgte die Säkularisierung. In den teilweise ungenutzten Räumen von Karthaus-Prüll entstand im Jahre 1852 eine „Anstalt für Geisteskranke“. Ein dunkles Kapitel in der Geschichte des Krankenhauses bildet die NS-Zeit. Es kam zur s.o. Euthanasie (Ermordung psychisch kranker Patienten – mindestens 1600 Opfer). Seit 1962 arbeitet das Bezirksklinikum eng mit der Universität Regensburg zusammen.

Bibliographie

  • Andreas Boos, Gerhard Meixer, Kumpfmühl in vorgeschichtlicher Zeit. In: Hubert Wartner, Hermann Reidel (Hgg.), Ein Stadtteil schreibt Geschichte. Regensburg-Kumpfmühl, Regensburg 2008, S. 27-47.
  • Silvia Codreanu-Windauer, Kumpfmühl in römischer Zeit. In: Hubert Wartner, Hermann Reidel (Hgg.), Ein Stadtteil schreibt Geschichte. Regensburg-Kumpfmühl, Regensburg 2008, S. 49-59.
  • Bruno Feldmann, Die Kartäuser in Kumpfmühl. In: Hubert Wartner, Hermann Reidel (Hgg.), Ein Stadtteil schreibt Geschichte. Regensburg-Kumpfmühl, Regensburg 2008, S. 95-113.
  • Karl Bauer, Regensburg. Kunst-, Kultur-, und Alltagsgeschichte, Regensburg 2014, S. 652-669. 
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